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Die 10 besten Stücke des Gentleman (6) – Die Schuhe

Teil 6: Die Schuhe

Zeig mir deine Schuhe und ich sage Dir, wer Du bist.

Es mag arrogant klingen, wenn ich sage, wer billige Schuhe trägt ist arm dran.

Schuhe Klemann

© Benjamin Klemann | www.klemann-shoes.com

Dabei bezieht sich die Armut weniger auf den pekuniären Bereich, als vielmehr auf die Abwesenheit von Stil und dem Blick fürs Ganze. Denn wer sein Gesamtbild mit wertigem Anzug und klassischer Krawatte durch ein Paar ausgelatschte Billigtreter zunichte macht, verfügt offenbar nicht über das nötige Augenmaß. Nur, was tun?

Regel No. 1:
Je größer das Schuhgeschäft, desto kleiner die Chance, dort wirklich gute Schuhe zu finden.

Regel No. 2:
Lieber zwei Paar Schuhe weniger kaufen, dafür für das dritte den dreifachen Betrag einkalkulieren. Ja, ich meine wirklich: sparen, nicht kaufen!

Was zunächst als hohe Ausgabe erscheint, entpuppt sich innerhalb weniger Jahre als lohnende Investition. Glauben Sie mir!
Ein aufwändig gefertigter Schuh, der im Laufe seines Lebens zehn, fünfzehn Mal (oder öfter) repariert werden kann, ist auf Dauer deutlich günstiger als ein paar Billigheimer.

Wartung und Pflege
An die können zwar einmal neue Absätze geklebt werden können, beim nächsten Mal aber werden sie wegen Unreparierbarkeit von des Schusters Wartung ausgeschlossen werden und komplett ersetzt werden müssen. Und dummerweise sehen sie auch in neu meist schon billig aus.
Möchten Sie in dem Wissen, dass Menschen bei anderen Menschen unbewusst das unterste Körperende taxieren und in Erinnerung behalten, dieses Risiko eingehen? Sehen Sie …

Natürlich sollte nicht nur die Qualität der Schuhe stimmen, auch die Pflege ist wichtig. Genauso, wie Sie Ihr Auto regelmäßig zur Inspektion bringen, sollten Sie auch Ihr hochwertiges Schuhwerk ein- bis zweimal pro Jahr vom Fachmann begutachten lassen. Mit Fachmann meine ich nicht die Schnell-und-Schmutzig-Theke im Kaufhaus, sondern den schrulligen Schuhmachermeister mit der verstaubten Schaufensterdeko und der bimmelnden Glocke über der Ladentür. Oder würden Sie (um mal wieder einen Vergleich zu wagen) Ihren Bentley in die versiffte Hinterhof-Werkstatt geben?

Wellness in der Sohle
Ein zwiegenähter Pferdelederschuh ist nicht nur extrem unaufwändig in der Pflege, er beginnt auch bereits nach fünf bis zehn Jahren, richtig gut auszusehen!

Wenn Sie zudem daran denken, dass der berufstätige Gentleman täglich zwischen 11 und 14 Stunden in seinen Schuhen steckt (zumindest teilweise), sollten auch gesundheitliche Aspekte Berücksichtigung finden. Etwa, dass die Sohle im patentierten Goodyear-Verfahren aufgebaut ist und eine Korkausballung hat, aus der sich nach und nach ein individuelles Fußbett formt. Gesellschaftsfähige Gesundheitslatschen im weitesten Sinne also …

Investition, keine Ausgabe
Wer sein Geld, wie ich, vorrangig im Stehen verdient, wird das Risiko der schleichenden Berufsunfähigkeit durch schlechtes Schuhwerk ohnehin nicht eingehen.
Die Preisspanne für hochwertige Schuhe ist groß. Während gute Konfektionsware ab ca. 300-500 Euro zu haben ist (Modelle aus Cordovan ab ca. 700-800 Euro), liegt die Investition in maßgefertigte Schuhe (zum Beispiel bei Benjamin Klemann in Hamburg) bei 1.600-2.500 Euro.

Ich bitte Sie daher nocheinmal inständig – wenn Sie Ihrer Gesundheit und Ihrem Erscheinungsbild etwas Gutes tun möchten, kaufen Sie nur noch gute, nein sehr gute Schuhe!

Wie „stehen“ Sie zu hochwertigen Schuhen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welchen Schuh-Typ bevorzugen Sie?
Schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Artikel und diskutieren mit anderen Stil-Interessierten.

No brown after six

Kein Braun nach sechs …

Muss ich tatsächlich immer ein paar Schuhe zum Wechseln dabei haben, falls ich mit meinen braunen Schuhen auch nach sechs Uhr abends unterwegs bin?
No brown after six ...?Unsinn! „No brown after six“ bezieht sich weniger auf die konkrete Uhrzeit als vorrangig auf den Anlass.
Mit „after six“ sind solche Gelegenheiten und Veranstaltungen gemeint, die am Abend beginnen. Da Schwarz die traditionelle Farbe der Gesellschaftskleidung für den Abend ist (z.B. der Smoking oder das kleine Schwarze), wird man dazu keine braunen Schuhe tragen.

Die Kombination des Anzugs tagsüber mit braunen Schuhen ist inzwischen nicht nur alltagstauglich sondern durchaus stilvoll, solange es sich nicht um hellbraune oder beigefarbene Schuhe handelt.
Schauen wir in eine beliebige italienische Großstadt, werden wir überhaupt Mühe haben, schwarze Schuhe zum Tagesanzug zu entdecken.
Und selbst der größte Verfechter klassischer Herrenkleidung wird den italienischen Männern kaum so etwas wie die Abwesenheit von Stil und Geschmack in puncto Kleidung unterstellen können, oder …?

Welche Kleidung im Beruf?

Lassen wir uns ein wenig von Bildern unserer Vorstellung leiten: Wie stellen wir uns den Klempner vor, der die Heizung repariert? Wie den Bäcker? Die Krankenschwester? Den Berater einer Bank?

Bundesarchiv, Bild 183-2005-0712-524 / CC-BY-SA

Klempner | © Bundesarchiv, Bild 183-2005-0712-524 / CC-BY-SA

Wenn wir uns in die Erwartungen unserer Kunden oder Geschäftspartner und die damit verbundenen Empfindungen versetzen, wird schnell klar, welche Garderobe angemessen ist.
Abgesehen von Branchen, in denen es in Bezug auf die Kleidung etwas legerer zugeht (Werbung, Medien, Kultur, etc.), gibt es eine grobe Unterscheidung zwischen drei Kategorien:

Die hochoffizielle Geschäftskleidung

  • Sie: Klassisches, dunkles Kostüm und Bluse oder Kleid (Saumlänge: Knie umspielend) mit passender Jacke, Strumpfhose und dunkle, geschlossene Schuhe mit harter Sohle.
  • Er: Dunkelgrauer oder dunkelblauer Anzug mit Weste, mit oder ohne dezente Nadelstreifen, weißes Hemd und klassische Seidenkrawatte, mindestens wadenlange Strümpfe, schwarze Schuhe (Oxford) mit harter Sohle.

Die halboffizielle Geschäftskleidung

  • Sie: Kostüm, Kleid mit Jacke, klassischer Hosenanzug, Kombination. Auch „freundlichere“ Farben (Achtung: Signalwirkung!). Strumpfhose und (meist zumindest vorne geschlossene) Schuhe mit harter Sohle.
  • Er: Zwei- oder dreiteiliger Anzug, Kombination in dezenten Farben und Mustern. Weißes oder dezent getöntes Hemd mit verschiedenen Kragenformen, klassische Krawatte sowie mindestens wadenlange Strümpfe und dunkle Schuhe mit harter Sohle.

Die „entspannte“ Geschäftskleidung

  • Sie: Kombination (wenn Rock: Knie umspielend), Jeans (dunkel, sehr gepflegt und gebügelt), Bluse oder wertiges Shirt, evtl. Jacke, geschlossene Schuhe (mind. vorne) mit harter Sohle
  • Er: Anzug oder Kombination, Jeans (dunkel, sehr gepflegt und gebügelt), Hemd, im Sommer auch Polo-Shirt, evtl. Sakko, gepflegte Schuhe mit harter Sohle