Muss ich die neuen Kollegen duzen?

Meine Kolumne in der Süddeutschen Zeitung vom 23. März 2014

Angelika E. ist Ärztin und fängt demnächst in einem medizinischen Versorgungszentrum an. Dort duzen sich die Mitarbeiter untereinander. Ihr ist das unangenehm – kann sie auf das „Sie“ bestehen?

SZ-Leserin Angelika E. fragt:

Ich war mehr als 20 Jahre als Fachärztin niedergelassen und habe jetzt meine Praxis an ein medizinisches Versorgungszentrum verkauft. Dort werde ich demnächst als angestellte Fachärztin weiterarbeiten. Nun habe ich mitbekommen, dass sich die neuen Kollegen allesamt untereinander duzen.

Ich möchte jedoch nicht mit meinem Vornamen angesprochen werden und finde es viel einfacher, sich bei der Arbeit zu siezen. Andererseits möchte ich mich auch gern in das junge Team integrieren und nicht abweisend wirken. Wie könnte ich argumentieren, ohne schroff zu sein?

Meine Antwort:

Liebe Frau E.,
was für die einen geradezu unvorstellbar ist, erscheint den anderen vollkommen normal – und umgekehrt.
Während es vor hundert Jahren selbst in der Familie nicht überall üblich war, die eigenen Eltern zu duzen, wird sich inzwischen im Zuge der gesellschaftlichen Egalisierung geduzt, was das Zeug hält.

So wäre ich früher niemals auf die Idee gekommen, die Eltern meiner Schulkameraden bei der Begrüßung mit Vornamen anzureden, und noch heute kommt mir das nicht über die Lippen. Selber kann ich mich inzwischen glücklich schätzen, wenn ich von den Mitschülern meiner Kinder überhaupt wahrgenommen werde, wenn sie bei uns zu Besuch sind. Dass ich mit ihnen automatisch per Du bin, scheint sich von selbst zu verstehen.

Interessanterweise wurde das Siezen erst im 19. Jahrhundert allgemein üblich, wahrscheinlich um eine gleichermaßen wertschätzende Form der Anrede für alle Bürger zu etablieren. So drückt das „Sie“ für die meisten Menschen eine respektvolle Distanz aus, während das „Du“ freundschaftliche Nähe und eine gewisse Form der Gleichheit signalisiert.

Dies dürfte auch der Grund sein, warum sich die Kollegen an Ihrem künftigen Arbeitsplatz untereinander duzen. Es soll eine Atmosphäre der freundschaftlichen Nähe geschaffen werden, in der es durch das Du eine kommunikativ gelebte Form der Zusammengehörigkeit gibt. Nun müssen Sie sich entscheiden, ob Sie diesen Weg mitgehen möchten oder lieber nicht.

Wenn Sie sich klar und eindeutig gegen das Duzen aussprechen und ein entsprechendes Angebot der neuen Kollegen ausschlagen, gilt es, dies mit viel Fingerspitzengefühl und einen Höchstmaß an Wertschätzung zu tun.

Wenn Sie dafür sorgen, dass Ihr Gegenüber sein Gesicht nicht verliert und Sie allen eine kleine Hintertür offenhalten, könnte die Ablehnung ohne Missstimmungen vonstattengehen. „Vielen Dank für das nette Angebot. Ich weiß Ihr Vertrauen wirklich zu schätzen. Ich brauche dafür nur ein bisschen länger und würde mich wohler fühlen, wenn wir vorerst noch beim Sie bleiben könnten. Wäre das in Ordnung für Sie?“

Diese Aneinanderreihung von rhetorischen Weichmachern, Konjunktiven, positiven Formulierungen und der abschließenden Frage, die eigentlich nur mit einem Ja beantwortet werden kann, wäre eine Möglichkeit, dem Duz-Angebot auf wertschätzende und ehrliche Art zu begegnen.

Vielleicht ergreifen Sie auch selber die Initiative und sprechen das Thema gleich in der ersten Runde an („Ich werde nicht gerne mit meinem Vornamen angesprochen und finde es persönlich angenehmer, sich bei der Arbeit zu siezen“). Das mag für die jüngeren Kollegen eventuell ein wenig altbacken klingen, doch werden die meisten Ihren Wunsch respektieren. Zwischenmenschliche Nähe wird sich nach einem besseren Kennenlernen früher oder später ohnehin einstellen.


 

Den Artikel können Sie im Original kostenlos auf sueddeutsche.de nachlesen.

Schweißgeruch bei Kollegen

Ich möchte ein Thema aufgreifen, zu dem mich in den vergangenen Wochen wieder diverse Fragen erreichten.

Exemplarisch zitiere ich hier eine Nachricht:

Kann man(n) (also ein Kollege) einer Kollegin mit der er häufig zusammen arbeitet sagen, dass sie sehr stark und sehr unangenehm nach Schweiß riecht? – Der sehr unangenehme Geruch ist im Kollegenkreis immer wieder Thema und ist zuweilen so stark, dass man mit Übelkeit zu kämpfen hat. Da diese Kollegin auch immer wieder mit Kunden bzw. Händlern zu tun hat, ein nicht ganz optimaler Zustand.

Wenn man so ein Thema überhaupt ansprechen kann, dann noch die Frage an Sie: wie?

Ich habe darauf folgendes geantwortet:

[…] Das Thema Schweißgeruch bei Kollegen ist ja ein heikles …
Grundsätzlich wichtig zu wissen ist dabei, dass man selber in der Regel nicht in der Lage ist, seinen eigenen Körpergeruch zu merken. Das hat die Natur aus irgendeinem Grund so eingerichtet.
Deswegen wird Ihre Kollegin sich dieses Problems auch nicht bewusst sein.

Schweißgeruch Kollege

© Francesco Ridolfi | Dreamstime.com

Umso behutsamer sollten Sie dabei vorgehen.
Auf jeden Fall ist es eine Angelegenheit, die unter vier Augen zu besprechen ist. Die- oder derjenige, die einen wirklich guten Draht zu der Kollegin hat, sollte sich am besten kurz vor Feierabend (dann kann sie der „Schmach“ gleich entfliehen) direkt an sie wenden.
Bitte keine Ansprache Marke: „Uns allen fällt seit Wochen auf, dass …“.

Sprechen Sie nur von sich selber und am besten in kurzen Zeiträumen, Marke:
„Mir ist vorhin aufgefallen, dass Du/Sie recht intensiv nach Schweiß riechst. Ich hoffe, dass Du es mir nicht übel nimmst, wenn ich Dich darauf anspreche. Mir ging es übrigens vor einiger Zeit einmal genauso und ich war heilfroh, dass es mir jemand gesagt hat. Denn man selber kann seinen Körpergeruch ja überhaupt nicht wahrnehmen (ist wirklich so …). Ist das ok für Dich?
Übrigens hat bei mir damals XXX oder YYY ziemlich gut geholfen (vielleicht haben Sie eine Empfehlung für ein wirklich gutes und angenehmes Deo) und ich habe jetzt im Sommer immer einen feuchten Waschlappen in einem verschließbaren Gefrierbeutel und ein kleines Deo in der Handtasche dabei. Dann kann ich zwischendurch immer mal die Waschräume aufsuchen und mich ein bisschen frischmachen. Seitdem fühle ich mich richtig sicher, gerade jetzt im Sommer und wenn ich oft mit Kunden zu tun habe“

Vielleicht bieten Sie Ihrer Kollegin an, ihr eine Dose von dem empfohlenen Deo „zum Ausprobieren“ mitzubringen. Die überreichen Sie ihr natürlich ebenso diskret, am besten zusammen mit einem leeren Gefrierbeutel (diese Zip-Bags, die es auch auf Flughäfen für mitgeführte Flüssigkeiten und Cremes etc. zu kaufen gibt)

Wenn Sie dann einige Tage später noch einmal nachfragen, ob es „funktioniert“, bzw. Ihrer Kollegin im Erfolgsfall eine positive Rückmeldung geben, wird das ganze Paket rund und positiv. Vielleicht vereinbaren Sie auch, sich künftig gegenseitig Feedback zu geben und geruchstechnisch ein wenig auf den anderen acht zu geben. […]

Kennen Sie eine solche Situation?

Wie haben Sie gehandelt oder reagiert? Schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Artikel.

Geschenke im Job (Radio-Beitrag)

Geburtstage und Jubiläen im Arbeitsumfeld – Geschenke im Job

radio eins, 16.04.2010
Zumindest einmal im Jahr müssen sich die meisten von uns mit dem Problem des Älterwerdens beschäftigen.
Wenn dieses festgeschriebene Datum auch noch in den normalen Arbeitsalltag fällt, dann gilt es, sich eine Strategie zu überlegen, wie wir im Kollegenkreis mit diesem sensiblen Thema umgehen wollen.

radio eins - schöner lebenDas einfache Verschweigen hilft da nur selten, weil irgendeiner es immer weiß und spätestens dann wissen es bald alle.
Oft reicht eine Runde Kaffee, eventuell Sekt, wenn es der Arbeitgeber zulässt. Bei runden Geburtstagen wird’s dann schon komplizierter.
Haben die Kollegen vielleicht etwas vorbereitet, für ein Geschenk gesammelt oder gar ein Programm eingeübt, dann darf es als Dankeschön auch schon mal ein kaltes Büffet sein. Wie weit sollte es beim Umgang mit Geburtstagen und anderen Jubiläen im täglichen Arbeitsumfeld gehen, fragte Anja Goerz den radio eins-Stilberater Jan Schaumann.

Audio-Stream anhören:

[audio:http://www.stilbrief.de/wp-content/uploads/Jan-Schaumann-radio-eins-20100416.mp3|titles=Audio-Stream]

Beitrag nachlesen und -hören (Öffnet ein neues Browser-Fenster)

Visitenkarten – einzig, nicht artig …

Wir bekommen keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen.

Soweit die Theorie. Nur wie sieht es denn neben der Dauerhaftigkeit mit der Individualität des persönlichen Eindrucks aus?

Im geschäftlichen Alltag bedienen wir uns dazu diverser Hilfsmittel.
Einen bleibenden Eindruck kann man sich zum Beispiel dadurch verschaffen, indem man einen potentiellen Kunden mehrmals pro Woche per telefonischer Nachfrage oder mit eMails Marke „Falls Sie noch Fragen haben …“ nervt. Der dauerhafte Platz auf der Black List der Sekretärin ist einem damit so gut wie sicher.

Individualität vor Mainstream
Sinnvoller kann es sein, sich von seinen Mitbewerbern durch Indidualisierung abzugrenzen.
Die Art dieser Individualisierung hängt natürlich neben der eigenen Persönlichkeit auch vom Unternehmen oder von der Branche ab, in der man tätig ist.

Was also tun?
Gehen wir einmal um das Pferd herum und schauen, wie es in puncto Aufzäumen am anderen Ende aussieht.
Angenommen, unser Wunschkunde möchte uns tatsächlich kontaktieren. Wie geht er vor? Wahrscheinlich sucht er sich unsere Kontaktdaten heraus. Häufig werden diese in der Signatur der eMail stehen, eventuell auch im Briefkopf des Angebots.
Wenn ich also ein Angebot per Briefpost verschicke, warum sollte ich dann nicht gleich eine weitere Möglichkeit schaffen, meine Kontaktdaten zu kommunizieren? Zum Beispiel, indem ich eine Visitenkarte dazulege, aufklebe oder ähnliches.

Eventuell war ich ja auch schon persönlich vor Ort und habe meine Visitenkarte hinterlassen. Ja richtig, eines dieser retromäßigen Pappkärtchen, meist irgendwas um die 85 x 55 mm groß und in der Regel von atemberaubender Langeweile.

„Bloß nicht auffallen!“ scheint die Devise in vielen Unternehmen und auch bei vielen Freiberuflern und Selbständigen zu sein. OK … Nur, wenn ich nicht auffalle, wird es schwer sein, sich an mich zu erinnern.

Das Gefühl trifft die Entscheidung
Visitenkarten LegoUnd gerade Visitenkarten schaffen etwas, das für einen Anruf oder eine eMail-Signatur unmöglich ist – ein Gefühl.
Sobald jemand eine Visitenkarte in der Hand hält, schaltet sich ein weiterer Wahrnehmungskanal mit dazu. Der Kinesthätische, also das, was wir fühlen.
Wenn nun die Kombination von Optik (Layout, Farben, Informationsgehalt etc.) mit der Kinesthätik (Material, fühlbare Eigenschaften etc.) einen positiven Effekt erzeugt, bleibt diese Karte (und deren Überbringer) schon deutlicher in Erinnerung als jene brave, zurückhaltende (und oft langweilige) Karte des Mitbewerbers.
Vor kurzem bin ich über einen Artikel über die Firma LEGO gestolpert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von LEGO haben natürlich auch Visitenkarten. Die sehen so aus:

Die Figuren sind übrigens weitestgehend auf die jeweilige Person abgestimmt (Geschlecht, Haarfarbe, Frisur). Natürlich passen diese „Karten“ nicht in einen Visitenkarten-Ordner, sondern bleiben wohl eher auf dem Schreibtisch stehen. Sensationell! (Allerdings frage ich mich, wie wohl das Visitenkarten-Etui eines LEGO-Mitarbeiters auf einer Messe aussieht …)

Stiltrainer Visitenkarte

Visitenkarte Stiltrainer

Ich selber bin schon desöfteren für meine Visitenkarten kritisiert worden. In der Regel allerdings nicht von Kunden, bei denen meine Karte meist ein Schmunzeln hervorruft und die Bitte, eine weitere Karte zu bekommen, da man sie gerne gezielt weitergeben (oder heimlich hinstellen) wolle. Auf der Vorderseite meiner Karte (mit 350g übrigens ein gewollt „dicker Brocken“) sind die üblichen Kontaktdaten enthalten.
Die Rückseite sieht allerdings so aus:

Weitere, zum Teil sehr indiduelle und kreative Beispiele für Visitenkarten, die garantiert in Erinnerung bleiben, gibt es auf der Website von Quicksprout. Ein paar weitere, ausgefallene Exemplare hat Peer Wandiger von SelbständigImNetz gefunden.

Sie haben auch eine kreative, individuelle oder „andere“ Visitenkarte? Schicken Sie mir ein Bild davon per eMail, dann veröffentliche ich sie hier im Stilbrief!

Obama, die Queen und das strenge Protokoll

Da staunte die Weltöffentlichkeit nicht schlecht

Das diplomatische Protokoll war „not amused“.
Von der Missachtung protokollarischer Grundregeln war die Rede, die Queen dürfe schließlich von niemandem körperlich berührt werden. Nicht einmal von ihrem Ehemann (zumindest in der Öffentlichkeit).
Und dann kommt ein gerade einmal 45-jähriges Küken aus dem fernen Amerika und umarmt ihre Majestät …

Doch damit nicht genug.
Michelle Obama und Queen Elizabeth IINeben dem Treffen im Buckingham Palace stand auch ein Termin mit Premierminister Brown auf der präsidialen Agenda.
Beim Eintritt in seinen Dienstsitz mit der Hausnummer 10 pflegt der britische Regierungschef wort- und grußlos den in der Downing Street wachthabenden Polizisten links stehen zu lassen. Nicht so Barack Obama. Als er gemeinsam mit Gordon Brown auf die Eingangstür zusteuert, begrüßt er den Wachmann mit einem Handschlag nebst einigen freundlichen Worten.

Und Herr Brown? Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen schlägt er die ausgestreckte Hand des Polizisten aus. Zwar steht es diesem rein protokollarisch nicht zu, dem Premierminister den Körperkontakt anzubieten, die zum Gruß ausgestreckte Hand auszuschlagen ist jedoch ganz schlechter Stil. Für eine Nähe zu seinen Mitbürgern spricht das gewiss nicht, Herr Brown …

Wenige Stunden nach diesen „unglaublichen Vorfällen“ begann mein Telefon, heißzulaufen.
Journalisten diverser Medien wollten unbedingt ein Statement aus Sicht des Stiltrainers dazu haben. „Durfte Frau Obama die Queen umarmen?“, „Wie hätte die First Lady sich verhalten müssen?“, „Was sagt die Etikette dazu?“, „Hat der amerikanische Präsident den Premier durch sein shake hands mit dem Polizeibeamten düpiert?“ undsoweiterundsofort …

Meine Meinung dazu? – Wenn ich mir beide Situationen anschaue, habe ich das Gefühl, dort Menschen zu sehen. Keine steifen und unnahbaren Funktionsträger, die aus Angst, das strenge Protokoll zu verletzen, ein vollkommen irreales Verhalten zeigen.

Queen Elizabeth II - Michelle Obama

© Foto AP

Dass die Queen keineswegs „not amused“ war, lässt sich unschwer an ihrer Reaktion erkennen. Anstatt ihre Handtasche über den anderen Arm zu hängen (was als sicheres Zeichen dafür gilt, dass sie verärgert ist), legte auch sie den königlichen Arm um die smarte Amerikanerin.

Huch, das gab es ja noch nie …!
Auch der Polizist in der Downing Street schien alles andere als unangenehm berührt zu sein. Wenngleich es sicher mehr als ungewöhnlich für ihn war.

Während eines Treffens mit den Protokollverantwortlichen großer deutscher Unternehmen und Verbände im vergangenen Jahr diskutierten wir über Sinn und Hintergründe des Protokolls in verschiedenen Situationen. Der einstimmige Tenor dabei war:
Das Protokoll ist für die Menschen da und nicht umgekehrt.
Abweichungen davon treiben zwar den protokollarisch Verantwortlichen ab und zu die Schweißperlen auf die angestrengte Stirn, zeigen jedoch, dass hier lebendige Menschen agieren und keine Automaten. Und das ist auch gut so.

Übrigens sieht das Protokoll auch den Austausch von Gastgeschenken vor. Und jetzt raten Sie mal, was der amerikanische Präsident der britischen Königin mitbrachte. Richtig – einen iPod! Bestückt mit diversen Fotos und Videos ihrer Besuche in den Vereinigten Staaten sowie mit einer Liste von Musikstücken aus Musicals, die sie mag.

Können die das wirklich machen? – „Yes, they can!“

Fauxpas im Bewerbungsgespräch

Nach ‚zig verfassten und abgeschickten Bewerbungen sind Sie zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden? – Herzlichen Glückwunsch!

Dennoch kommt für die meisten Delinquenten hier das Aus. Nicht nur aufgrund mangelnder Fachkenntnisse. Leider viel zu häufig durch scheinbare Kleinigkeiten.

Jobinterview

© Adamgregor | Dreamstime.com

Das Karriere-Portal vault.com veröffentlichte dazu eine interessante Statistik, die beide Seiten berücksichtigt.

 

Die Übersetzung stammt von Jochen Mai von der Karrierebibel.

Antworten der Personaler

  • 30 Prozent der Bewerber erscheinen 15 Minuten zu spät zum Vorstellungsgespräch, 9 Prozent lassen sogar eine Stunde auf sich warten.
  • 26 Prozent der Personaler haben während des Jobinterviews schon erlebt, dass ein Bewerber ein Telefongespräch an seinem Handy angenommen hat. (68 Prozent der Personaler würden dafür einen Kandidaten umgehend disqualifizieren!)
  • 87 Prozent der Personaler bemängeln unangebrachte Kleidung beim Bewerbungsgespräch, 43 Prozent erleben immer wieder Respektlosigkeiten und schlechte Ausdrucksweise.
  • 39 Prozent der Personaler halten ein Dankschreiben nach dem Gespräch für extrem wichtig, 41 Prozent finden es irgendwie wichtig.
  • Für 98 Prozent reicht dazu eine eMail.
  • Immerhin: 33 Prozent erhalten in der Hälfte aller Fälle tatsächlich ein solches Dankschreiben, 35 Prozent selten bis gar nicht.
  • 5 Prozent der Personaler würden für das Ausbleiben eines Dankschreibens einen Kandidaten sogar ablehnen.
  • 33 Prozent der Befragten sagen Kandidaten per eMail ab, 29 Prozent per Briefpost und 27 Prozent per Telefon.
  • 46 Prozent der Personaler haben ein Jobangebot kurzfristig wieder zurückgezogen.
  • 82 Prozent halten Rückfragen während des Jobinterviews für extrem wichtig, 16 Prozent finden es immer noch bedeutend.
  • 59 Prozent der Personaler finden, dass sich die Manieren der Bewerber in den vergangenen Jahren verschlechtert haben.

Antworten der Bewerber

  • 5 Prozent der Bewerber geben zu, während des Interviews schon mal telefoniert zu haben.
  • 56 Prozent der Bewerber beklagen einen Personaler, der während des Vorstellungsgesprächs einen Anruf angenommen hat.
  • 55 Prozent der Bewerber senden immer ein Dankschreiben nach dem Bewerbungsgespräch, 17 Prozent machen es meistens, 19 Prozent selten bis nie.
  • 76 Prozent verschicken solche Dankschreiben per eMail.
  • 71 Prozent der Bewerber wurden schon abgelehnt – ohne das jedoch von dem Arbeitgeber mitgeteilt bekommen zu haben.
  • 61 Prozent finden, die beste Form der Absage ist ein Anruf, 23 Prozent bevorzugen eMail-Absagen, 9 Prozent einen Brief.
  • 50 Prozent der Kandidaten haben nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch zugesagt, den Job dann aber doch nicht angetreten.
  • 38 Prozent bereiten sich mehr als zwei Stunden auf ein Jobinterview vor, 24 Prozent investieren dafür eine Stunde, 13 Prozent nur rund 30 Minuten.
  • 96 Prozent stellen während des Jobinterviews entsprechende Rückfragen.
  • 42 Prozent kontaktieren den Personaler noch einmal, um herauszufinden, warum sie abgelehnt wurden.

Vorstellen und bekannt machen

Wer stellt wen wem vor?

Den Begriff „jemanden vorstellen“ mag ich persönlich nicht besonders. Hat es doch stets etwas hierarchisch deutlich abgrenzendes, wenn man einen Menschen einem anderen „vorstellig“ werden lässt.

Wesentlich sympathischer ist mir das „bekannt machen“.

Bekanntmachen

© Chagin | Dreamstime.com

Das erste Aufeinandertreffen zweier Menschen sollte auf gleicher Augenhöhe geschehen. Auch wenn es bekannte Unterschiede in der möglicherweise vorhandenen, geschäftlichen Rangordnung gibt.
Dennoch sind es in erster Linie zwei Menschen, die dort aufeinandertreffen und erst in zweiter Linie eventuell unterschiedliche Positionen.

Mir wird immer wieder von Seminarteilnehmern und Coachingklienten berichtet, dass sie sich in der Situation, zwei Menschen (die einander bis dato nicht kennen) miteinander bekannt zu machen, unsicher und damit unwohl fühlen.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich stehe mit einem langjährigen Kunden (Mitte 40) zusammen, als meine Vorgesetzte (Ende 50) dazukommt. Die beiden kennen sich noch nicht persönlich.
Nur, wie gehe ich jetzt vor? Da war doch was von wegen „Ladies first“ und „alt vor jung“ …
Grundsätzlich schonmal keine schlechte Idee. Wenn die protokollarischen Uhren im Geschäftsleben nicht anders ticken würden.
Hier gilt an erster Stelle das Prinzip: Die ranghöhere Person erfährt den Namen der rangniederen Person zuerst. Soweit so gut. Nur, wer ist denn die ranghöhere Person?
Geschlecht und Alter sind im geschäftlichen Umfeld von geringerer Bedeutung als die Nahrungskette.

Wie heißt es so schön – wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing!
Zwar ist meine Vorgesetzte in diesem Fall nicht nur eine Dame und dazu auch noch um einige Lebensjahre erfahrener.
Dennoch gibt es jemanden in unserer Runde, von dessen Brot sich auch meine Vorgesetzte ernährt, nämlich meinen Kunden. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass er „nur“ ein Mann ist, der zudem einige Donnerstage jünger ist als sie. Er ist der Kunde. Punkt.

Zurück zu unserem Beispiel: Ich zügele meine unbändige Freude, dass meine Vorgesetzte in ihrer unnachahmlich zurückhaltenden Art an dem Gespräch mit meinem Kunden teilhaben möchte und mache beide miteinander bekannt: „Herr Kunde, ich möchte Sie gerne mit Paula Piesepampel bekannt machen. Frau Piesepampel ist die Leiterin der Abteilung Kullerkekse und ist für die Entwicklung des gesamten Sortiments verantwortlich. – Frau Piesepampel, dies ist Dr. Karl Kunde, der Geschäftsführer der Apfelsinia GmbH! Wir sprechen gerade über die Expansion von Apfelsinia nach Absurdistan, wo Herr Dr. Kunde unsere Kullerkekse gerne positionieren möchte.“

Somit wissen beide auch gleich, wie und wo sie die andere Person einsortieren können und haben einen ersten Anknüpfungspunkt für das weitere Gespräch. Was die Piesepampel natürlich schamlos ausnutzt und zum Monolog ausholt. Wie immer.

Regeln können so einfach sein, oder?