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Die 10 besten Stücke des Gentleman (3) – Krawatte

Teil 3: Die Krawatte

Begriffe wie „Kulturstrick“ oder „Seiden-Phallus“ lassen den Gentleman vollkommen unberührt. Der Langbinder gehört zum Anzug wie der Tee zur fünften Stunde. That’s it.

Krawatte

© Geemly | Dreamstime.com

Als Material kommen neben Seide nur noch Wolle und Cashmere in Frage. Leder, Holz und ähnliche Geschmacksfreiheiten sind indiskutabel für den Herrn mit Stil.

„Ein gut gekleideter Herr fällt dadurch auf, dass er nicht auffällt“,
sagte einst George Bryan „Beau“ Brummel, einer der Wegbereiter der heutigen Krawatte. Sicher hätten dem Dandy beim Anblick der fliegenden Schweinchen oder Hirsch reitenden Jägersmänner auf den Hermès-Krawatten die wohl-ondulierten Haare zu Berge stehen lassen. Auch hätte er wohl eher zum unauffälligen Uni-Dessin, zum punktierten, gestreiften oder Paisley-Muster gegriffen. Hauptsache schlicht.

Auch beim Halsschmuck spiegelt sich das Verhältnis zwischen Zeit und Qualität wider.
Eine handgefertigte Krawatte wird in bis zu 40 Arbeitsschritten gefaltet, gefüttert und genäht. Das Ergebnis lässt sich sehen – und zwar ohne sich zu verziehen oder unschöne Kurven zu bilden.

Leider kann man die korrekte Länge der gebundenen Krawatte des Gentleman nur erahnen, da sein Sakko im Stehen stets geschlossen ist und somit keinen Blick auf die Schlipsspitze zulässt.
Wir können aber sicher sein, dass sie ungefähr auf der Oberkante seiner Gürtelschnalle endet …

Bravo Herr Beckmann!

Manchmal ist es ja so – da bleibt man aus Verzweiflung über das Angebot an einer Sendung hängen, die normaler Weise eine Weg-Klick-Frequenz von einer Achtelsekunde hat.

Ja, ich spreche von „Beckmann“, dem Fußballansager aus dem Ersten und seiner „Talkshow“.

BeckmannIn gekonnt investigativer Manier (oder was Herr Beckmann dafür hält) trieb er mit geschmacklosen hochinteressanten Fragen an den Vorsitzenden einer bürgerlichen Partei („Kann ein Schwuler Außenminister werden?“) und einen Soldaten der Bundeswehr, der im Afghanistan-Einsatz schwer verletzt wurde („Was war das für ein Gefühl, als sich unmittelbar neben Ihnen der Selbstmordattentäter in die Luft sprengte?“) die Spannung einmal mehr in Richtung Höhepunkt. Zumindest seinem eigenen. Dem Journalistischen, versteht sich.

Dem geneigten Zuschauer präsentierte uns Reinhold sich gestern Abend dann auch ganz als seriöser Gentleman in dunklem Anzug, Schuhen mit heller Gummisohle, schwarzem Hemd und dunkler, gemusterter Krawatte. (Und ich dachte, diese Kombination wäre nach dem Winterschlussverkauf 1989 endgültig aus den Auslagen genommen worden …)
Dazu räkelte er sich auf seinem Stuhl hin und her und verbrachte den überwiegenden Teil der Sendung mit einem Ellenbogen auf seiner Stuhllehne (wohlgemerkt: die Rückenlehne …).

Dass man die Anzahl der Sätze, die seine Gäste ohne seine Unterbrechung zu Ende sprechen durften, an einer Hand abzählen konnte, fiel dann auch nicht weiter ins Gewicht.

Als Fazit bleibt: Bravo, Herr Beckmann!
Das nenne ich doch mal einen stilvollen Auftritt und wertschätzendes Verhalten seinen Gästen gegenüber.

Welche Kleidung im Beruf?

Lassen wir uns ein wenig von Bildern unserer Vorstellung leiten: Wie stellen wir uns den Klempner vor, der die Heizung repariert? Wie den Bäcker? Die Krankenschwester? Den Berater einer Bank?

Bundesarchiv, Bild 183-2005-0712-524 / CC-BY-SA

Klempner | © Bundesarchiv, Bild 183-2005-0712-524 / CC-BY-SA

Wenn wir uns in die Erwartungen unserer Kunden oder Geschäftspartner und die damit verbundenen Empfindungen versetzen, wird schnell klar, welche Garderobe angemessen ist.
Abgesehen von Branchen, in denen es in Bezug auf die Kleidung etwas legerer zugeht (Werbung, Medien, Kultur, etc.), gibt es eine grobe Unterscheidung zwischen drei Kategorien:

Die hochoffizielle Geschäftskleidung

  • Sie: Klassisches, dunkles Kostüm und Bluse oder Kleid (Saumlänge: Knie umspielend) mit passender Jacke, Strumpfhose und dunkle, geschlossene Schuhe mit harter Sohle.
  • Er: Dunkelgrauer oder dunkelblauer Anzug mit Weste, mit oder ohne dezente Nadelstreifen, weißes Hemd und klassische Seidenkrawatte, mindestens wadenlange Strümpfe, schwarze Schuhe (Oxford) mit harter Sohle.

Die halboffizielle Geschäftskleidung

  • Sie: Kostüm, Kleid mit Jacke, klassischer Hosenanzug, Kombination. Auch „freundlichere“ Farben (Achtung: Signalwirkung!). Strumpfhose und (meist zumindest vorne geschlossene) Schuhe mit harter Sohle.
  • Er: Zwei- oder dreiteiliger Anzug, Kombination in dezenten Farben und Mustern. Weißes oder dezent getöntes Hemd mit verschiedenen Kragenformen, klassische Krawatte sowie mindestens wadenlange Strümpfe und dunkle Schuhe mit harter Sohle.

Die „entspannte“ Geschäftskleidung

  • Sie: Kombination (wenn Rock: Knie umspielend), Jeans (dunkel, sehr gepflegt und gebügelt), Bluse oder wertiges Shirt, evtl. Jacke, geschlossene Schuhe (mind. vorne) mit harter Sohle
  • Er: Anzug oder Kombination, Jeans (dunkel, sehr gepflegt und gebügelt), Hemd, im Sommer auch Polo-Shirt, evtl. Sakko, gepflegte Schuhe mit harter Sohle