Obama, die Queen und das strenge Protokoll
Da staunte die Weltöffentlichkeit nicht schlecht
Das diplomatische Protokoll war „not amused“.
Von der Missachtung protokollarischer Grundregeln war die Rede, die Queen dürfe schließlich von niemandem körperlich berührt werden. Nicht einmal von ihrem Ehemann (zumindest in der Öffentlichkeit).
Und dann kommt ein gerade einmal 45-jähriges Küken aus dem fernen Amerika und umarmt ihre Majestät …
Doch damit nicht genug.
Neben dem Treffen im Buckingham Palace stand auch ein Termin mit Premierminister Brown auf der präsidialen Agenda.
Beim Eintritt in seinen Dienstsitz mit der Hausnummer 10 pflegt der britische Regierungschef wort- und grußlos den in der Downing Street wachthabenden Polizisten links stehen zu lassen. Nicht so Barack Obama. Als er gemeinsam mit Gordon Brown auf die Eingangstür zusteuert, begrüßt er den Wachmann mit einem Handschlag nebst einigen freundlichen Worten.
Und Herr Brown? Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen schlägt er die ausgestreckte Hand des Polizisten aus. Zwar steht es diesem rein protokollarisch nicht zu, dem Premierminister den Körperkontakt anzubieten, die zum Gruß ausgestreckte Hand auszuschlagen ist jedoch ganz schlechter Stil. Für eine Nähe zu seinen Mitbürgern spricht das gewiss nicht, Herr Brown …
Wenige Stunden nach diesen „unglaublichen Vorfällen“ begann mein Telefon, heißzulaufen.
Journalisten diverser Medien wollten unbedingt ein Statement aus Sicht des Stiltrainers dazu haben. „Durfte Frau Obama die Queen umarmen?“, „Wie hätte die First Lady sich verhalten müssen?“, „Was sagt die Etikette dazu?“, „Hat der amerikanische Präsident den Premier durch sein shake hands mit dem Polizeibeamten düpiert?“ undsoweiterundsofort …
Meine Meinung dazu? – Wenn ich mir beide Situationen anschaue, habe ich das Gefühl, dort Menschen zu sehen. Keine steifen und unnahbaren Funktionsträger, die aus Angst, das strenge Protokoll zu verletzen, ein vollkommen irreales Verhalten zeigen.
Dass die Queen keineswegs „not amused“ war, lässt sich unschwer an ihrer Reaktion erkennen. Anstatt ihre Handtasche über den anderen Arm zu hängen (was als sicheres Zeichen dafür gilt, dass sie verärgert ist), legte auch sie den königlichen Arm um die smarte Amerikanerin.
Huch, das gab es ja noch nie …!
Auch der Polizist in der Downing Street schien alles andere als unangenehm berührt zu sein. Wenngleich es sicher mehr als ungewöhnlich für ihn war.
Während eines Treffens mit den Protokollverantwortlichen großer deutscher Unternehmen und Verbände im vergangenen Jahr diskutierten wir über Sinn und Hintergründe des Protokolls in verschiedenen Situationen. Der einstimmige Tenor dabei war:
Das Protokoll ist für die Menschen da und nicht umgekehrt.
Abweichungen davon treiben zwar den protokollarisch Verantwortlichen ab und zu die Schweißperlen auf die angestrengte Stirn, zeigen jedoch, dass hier lebendige Menschen agieren und keine Automaten. Und das ist auch gut so.
Übrigens sieht das Protokoll auch den Austausch von Gastgeschenken vor. Und jetzt raten Sie mal, was der amerikanische Präsident der britischen Königin mitbrachte. Richtig – einen iPod! Bestückt mit diversen Fotos und Videos ihrer Besuche in den Vereinigten Staaten sowie mit einer Liste von Musikstücken aus Musicals, die sie mag.
Können die das wirklich machen? – „Yes, they can!“
Ja, das können sie machen und ich gehe noch weiter,
schön, dass sie es machen.
Es ist so menschlich!!!
Das fehlt vielen Politikern…
Genial! Ich wusste von diesen Ereignissen gar nichts, scheinen ja wohl ein unwiderstehliches Paar zu sein, wenn sogar die Queen nicht Nein sagen kann 🙂