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Die Begrüßung – To shake or not to shake

Gebe ich zur Begüßung die Hand oder warte ich ab? Wann darf ich und wann nicht? Wer macht den ersten Schritt?

Ich finde es wunderbar, dass mich sehr häufig solche und ähnliche Fragestellungen per eMail erreichen. Zeigen sie mir doch, dass oftmals alltäglich geglaubte Situationen Unsicherheiten bergen.

Vor kurzem erreichte mich folgende Frage:

Lieber Herr Schaumann,
ich erlebe es immer wieder, dass ich z.B. jemandem die Hand geben möchte, die Person dann jedoch nicht reagiert und wartet, bis sie der Dame hinter mit die Hand gegeben hat.
Danach erst ist sie „bereit“, mich zu begrüßen. Zugegebener Maßen hätte ich warten können, manchmal scheint mir das dann aber zu langatmig und holperig. Jedenfalls kommt sich die Person dann immer ganz besonders höflich vor.
Ich empfinde das jedoch eher als negativ, zumindest für mich. Darf/sollte die Person/ich so reagieren? […]

Meine Antwort:

Lieber Herr F.,

Begrüßung

© Dmitriy Shironosov | Dreamstime.com

ja, diese Situation ist ein Klassiker.

Und besonders die Zeitgenossen, die dann mit einem „Zuerst die Dame!“ an einem vorbeigreifen, empfinden sich meist als außerordentlich stilvoll. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Eine zum Gruß ausgestreckte Hand auszuschlagen (und sei es nur für den Moment) war vor einigen Donnerstagen noch ein Grund, sich mit dem Kontrahenten kurz vor dem Morgengrauen an der Friedhofsmauer zu treffen. Mit oder ohne Sekundanten …

Persönlich versuche ich solche Situation dadurch zu vermeiden, indem ich meine Frau einen Schritt vor mir bei der anderen Person ankommen lasse. Dadurch gibt es kein Handgemenge und beide haben das Gefühl, alles richtig zu machen.

Grundsätzlich sollte man eine gereichte Hand auch annehmen. Selbst wenn es gegen die strenge Etikette verstößt.

Menschen sind immer wichtiger als Regeln, nur wissen das manche Zeitgenossen noch nicht …

Herzliche Grüße,
Jan Schaumann

 

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Vorstellen und bekannt machen

Wer stellt wen wem vor?

Den Begriff „jemanden vorstellen“ mag ich persönlich nicht besonders. Hat es doch stets etwas hierarchisch deutlich abgrenzendes, wenn man einen Menschen einem anderen „vorstellig“ werden lässt.

Wesentlich sympathischer ist mir das „bekannt machen“.

Bekanntmachen

© Chagin | Dreamstime.com

Das erste Aufeinandertreffen zweier Menschen sollte auf gleicher Augenhöhe geschehen. Auch wenn es bekannte Unterschiede in der möglicherweise vorhandenen, geschäftlichen Rangordnung gibt.
Dennoch sind es in erster Linie zwei Menschen, die dort aufeinandertreffen und erst in zweiter Linie eventuell unterschiedliche Positionen.

Mir wird immer wieder von Seminarteilnehmern und Coachingklienten berichtet, dass sie sich in der Situation, zwei Menschen (die einander bis dato nicht kennen) miteinander bekannt zu machen, unsicher und damit unwohl fühlen.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich stehe mit einem langjährigen Kunden (Mitte 40) zusammen, als meine Vorgesetzte (Ende 50) dazukommt. Die beiden kennen sich noch nicht persönlich.
Nur, wie gehe ich jetzt vor? Da war doch was von wegen „Ladies first“ und „alt vor jung“ …
Grundsätzlich schonmal keine schlechte Idee. Wenn die protokollarischen Uhren im Geschäftsleben nicht anders ticken würden.
Hier gilt an erster Stelle das Prinzip: Die ranghöhere Person erfährt den Namen der rangniederen Person zuerst. Soweit so gut. Nur, wer ist denn die ranghöhere Person?
Geschlecht und Alter sind im geschäftlichen Umfeld von geringerer Bedeutung als die Nahrungskette.

Wie heißt es so schön – wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing!
Zwar ist meine Vorgesetzte in diesem Fall nicht nur eine Dame und dazu auch noch um einige Lebensjahre erfahrener.
Dennoch gibt es jemanden in unserer Runde, von dessen Brot sich auch meine Vorgesetzte ernährt, nämlich meinen Kunden. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass er „nur“ ein Mann ist, der zudem einige Donnerstage jünger ist als sie. Er ist der Kunde. Punkt.

Zurück zu unserem Beispiel: Ich zügele meine unbändige Freude, dass meine Vorgesetzte in ihrer unnachahmlich zurückhaltenden Art an dem Gespräch mit meinem Kunden teilhaben möchte und mache beide miteinander bekannt: „Herr Kunde, ich möchte Sie gerne mit Paula Piesepampel bekannt machen. Frau Piesepampel ist die Leiterin der Abteilung Kullerkekse und ist für die Entwicklung des gesamten Sortiments verantwortlich. – Frau Piesepampel, dies ist Dr. Karl Kunde, der Geschäftsführer der Apfelsinia GmbH! Wir sprechen gerade über die Expansion von Apfelsinia nach Absurdistan, wo Herr Dr. Kunde unsere Kullerkekse gerne positionieren möchte.“

Somit wissen beide auch gleich, wie und wo sie die andere Person einsortieren können und haben einen ersten Anknüpfungspunkt für das weitere Gespräch. Was die Piesepampel natürlich schamlos ausnutzt und zum Monolog ausholt. Wie immer.

Regeln können so einfach sein, oder?