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Die Begrüßung – To shake or not to shake

Gebe ich zur Begüßung die Hand oder warte ich ab? Wann darf ich und wann nicht? Wer macht den ersten Schritt?

Ich finde es wunderbar, dass mich sehr häufig solche und ähnliche Fragestellungen per eMail erreichen. Zeigen sie mir doch, dass oftmals alltäglich geglaubte Situationen Unsicherheiten bergen.

Vor kurzem erreichte mich folgende Frage:

Lieber Herr Schaumann,
ich erlebe es immer wieder, dass ich z.B. jemandem die Hand geben möchte, die Person dann jedoch nicht reagiert und wartet, bis sie der Dame hinter mit die Hand gegeben hat.
Danach erst ist sie „bereit“, mich zu begrüßen. Zugegebener Maßen hätte ich warten können, manchmal scheint mir das dann aber zu langatmig und holperig. Jedenfalls kommt sich die Person dann immer ganz besonders höflich vor.
Ich empfinde das jedoch eher als negativ, zumindest für mich. Darf/sollte die Person/ich so reagieren? […]

Meine Antwort:

Lieber Herr F.,

Begrüßung

© Dmitriy Shironosov | Dreamstime.com

ja, diese Situation ist ein Klassiker.

Und besonders die Zeitgenossen, die dann mit einem „Zuerst die Dame!“ an einem vorbeigreifen, empfinden sich meist als außerordentlich stilvoll. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Eine zum Gruß ausgestreckte Hand auszuschlagen (und sei es nur für den Moment) war vor einigen Donnerstagen noch ein Grund, sich mit dem Kontrahenten kurz vor dem Morgengrauen an der Friedhofsmauer zu treffen. Mit oder ohne Sekundanten …

Persönlich versuche ich solche Situation dadurch zu vermeiden, indem ich meine Frau einen Schritt vor mir bei der anderen Person ankommen lasse. Dadurch gibt es kein Handgemenge und beide haben das Gefühl, alles richtig zu machen.

Grundsätzlich sollte man eine gereichte Hand auch annehmen. Selbst wenn es gegen die strenge Etikette verstößt.

Menschen sind immer wichtiger als Regeln, nur wissen das manche Zeitgenossen noch nicht …

Herzliche Grüße,
Jan Schaumann

 

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Obama, die Queen und das strenge Protokoll

Da staunte die Weltöffentlichkeit nicht schlecht

Das diplomatische Protokoll war „not amused“.
Von der Missachtung protokollarischer Grundregeln war die Rede, die Queen dürfe schließlich von niemandem körperlich berührt werden. Nicht einmal von ihrem Ehemann (zumindest in der Öffentlichkeit).
Und dann kommt ein gerade einmal 45-jähriges Küken aus dem fernen Amerika und umarmt ihre Majestät …

Doch damit nicht genug.
Michelle Obama und Queen Elizabeth IINeben dem Treffen im Buckingham Palace stand auch ein Termin mit Premierminister Brown auf der präsidialen Agenda.
Beim Eintritt in seinen Dienstsitz mit der Hausnummer 10 pflegt der britische Regierungschef wort- und grußlos den in der Downing Street wachthabenden Polizisten links stehen zu lassen. Nicht so Barack Obama. Als er gemeinsam mit Gordon Brown auf die Eingangstür zusteuert, begrüßt er den Wachmann mit einem Handschlag nebst einigen freundlichen Worten.

Und Herr Brown? Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen schlägt er die ausgestreckte Hand des Polizisten aus. Zwar steht es diesem rein protokollarisch nicht zu, dem Premierminister den Körperkontakt anzubieten, die zum Gruß ausgestreckte Hand auszuschlagen ist jedoch ganz schlechter Stil. Für eine Nähe zu seinen Mitbürgern spricht das gewiss nicht, Herr Brown …

Wenige Stunden nach diesen „unglaublichen Vorfällen“ begann mein Telefon, heißzulaufen.
Journalisten diverser Medien wollten unbedingt ein Statement aus Sicht des Stiltrainers dazu haben. „Durfte Frau Obama die Queen umarmen?“, „Wie hätte die First Lady sich verhalten müssen?“, „Was sagt die Etikette dazu?“, „Hat der amerikanische Präsident den Premier durch sein shake hands mit dem Polizeibeamten düpiert?“ undsoweiterundsofort …

Meine Meinung dazu? – Wenn ich mir beide Situationen anschaue, habe ich das Gefühl, dort Menschen zu sehen. Keine steifen und unnahbaren Funktionsträger, die aus Angst, das strenge Protokoll zu verletzen, ein vollkommen irreales Verhalten zeigen.

Queen Elizabeth II - Michelle Obama

© Foto AP

Dass die Queen keineswegs „not amused“ war, lässt sich unschwer an ihrer Reaktion erkennen. Anstatt ihre Handtasche über den anderen Arm zu hängen (was als sicheres Zeichen dafür gilt, dass sie verärgert ist), legte auch sie den königlichen Arm um die smarte Amerikanerin.

Huch, das gab es ja noch nie …!
Auch der Polizist in der Downing Street schien alles andere als unangenehm berührt zu sein. Wenngleich es sicher mehr als ungewöhnlich für ihn war.

Während eines Treffens mit den Protokollverantwortlichen großer deutscher Unternehmen und Verbände im vergangenen Jahr diskutierten wir über Sinn und Hintergründe des Protokolls in verschiedenen Situationen. Der einstimmige Tenor dabei war:
Das Protokoll ist für die Menschen da und nicht umgekehrt.
Abweichungen davon treiben zwar den protokollarisch Verantwortlichen ab und zu die Schweißperlen auf die angestrengte Stirn, zeigen jedoch, dass hier lebendige Menschen agieren und keine Automaten. Und das ist auch gut so.

Übrigens sieht das Protokoll auch den Austausch von Gastgeschenken vor. Und jetzt raten Sie mal, was der amerikanische Präsident der britischen Königin mitbrachte. Richtig – einen iPod! Bestückt mit diversen Fotos und Videos ihrer Besuche in den Vereinigten Staaten sowie mit einer Liste von Musikstücken aus Musicals, die sie mag.

Können die das wirklich machen? – „Yes, they can!“

Benimm-Trends und Tischmanieren

Was ziehe ich an, wie verhalte ich mich beim eleganten Dinner?
Wie benehme ich mich bei Treffen mit beruflichen Vorgesetzten oder Ranghöheren?

Gemeinsam mit AFPTV habe ich einmal auf die aktuellen Benimm-Trends geblickt. Schauen Sie sich hier das Ergebnis als Video an:

Vorstellen und bekannt machen

Wer stellt wen wem vor?

Den Begriff „jemanden vorstellen“ mag ich persönlich nicht besonders. Hat es doch stets etwas hierarchisch deutlich abgrenzendes, wenn man einen Menschen einem anderen „vorstellig“ werden lässt.

Wesentlich sympathischer ist mir das „bekannt machen“.

Bekanntmachen

© Chagin | Dreamstime.com

Das erste Aufeinandertreffen zweier Menschen sollte auf gleicher Augenhöhe geschehen. Auch wenn es bekannte Unterschiede in der möglicherweise vorhandenen, geschäftlichen Rangordnung gibt.
Dennoch sind es in erster Linie zwei Menschen, die dort aufeinandertreffen und erst in zweiter Linie eventuell unterschiedliche Positionen.

Mir wird immer wieder von Seminarteilnehmern und Coachingklienten berichtet, dass sie sich in der Situation, zwei Menschen (die einander bis dato nicht kennen) miteinander bekannt zu machen, unsicher und damit unwohl fühlen.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich stehe mit einem langjährigen Kunden (Mitte 40) zusammen, als meine Vorgesetzte (Ende 50) dazukommt. Die beiden kennen sich noch nicht persönlich.
Nur, wie gehe ich jetzt vor? Da war doch was von wegen „Ladies first“ und „alt vor jung“ …
Grundsätzlich schonmal keine schlechte Idee. Wenn die protokollarischen Uhren im Geschäftsleben nicht anders ticken würden.
Hier gilt an erster Stelle das Prinzip: Die ranghöhere Person erfährt den Namen der rangniederen Person zuerst. Soweit so gut. Nur, wer ist denn die ranghöhere Person?
Geschlecht und Alter sind im geschäftlichen Umfeld von geringerer Bedeutung als die Nahrungskette.

Wie heißt es so schön – wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing!
Zwar ist meine Vorgesetzte in diesem Fall nicht nur eine Dame und dazu auch noch um einige Lebensjahre erfahrener.
Dennoch gibt es jemanden in unserer Runde, von dessen Brot sich auch meine Vorgesetzte ernährt, nämlich meinen Kunden. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass er „nur“ ein Mann ist, der zudem einige Donnerstage jünger ist als sie. Er ist der Kunde. Punkt.

Zurück zu unserem Beispiel: Ich zügele meine unbändige Freude, dass meine Vorgesetzte in ihrer unnachahmlich zurückhaltenden Art an dem Gespräch mit meinem Kunden teilhaben möchte und mache beide miteinander bekannt: „Herr Kunde, ich möchte Sie gerne mit Paula Piesepampel bekannt machen. Frau Piesepampel ist die Leiterin der Abteilung Kullerkekse und ist für die Entwicklung des gesamten Sortiments verantwortlich. – Frau Piesepampel, dies ist Dr. Karl Kunde, der Geschäftsführer der Apfelsinia GmbH! Wir sprechen gerade über die Expansion von Apfelsinia nach Absurdistan, wo Herr Dr. Kunde unsere Kullerkekse gerne positionieren möchte.“

Somit wissen beide auch gleich, wie und wo sie die andere Person einsortieren können und haben einen ersten Anknüpfungspunkt für das weitere Gespräch. Was die Piesepampel natürlich schamlos ausnutzt und zum Monolog ausholt. Wie immer.

Regeln können so einfach sein, oder?

Das Grüßen

Unter Grüßen versteht man die berührungslose Kontaktaufnahme zu anderen Menschen.

Grüßen - Lucky Cat

Mit einem Zunicken oder Winken, einem Lächeln und eventuell einem passenden Tagesgruß („Guten Morgen!“, „Guten Tag!“, „Hallo!“, „Mahlzeit!“ etc.) zeigen wir, dass wir jemanden erkannt oder bemerkt haben.

Dabei gibt es einige traditionelle Regeln:

  • Der Herr grüßt die Dame zuerst.
  • Der Jüngere grüßt den Älteren zuerst.
  • Der Rangniedere grüßt den Ranghöheren zuerst.
  • Der (zu einer Gruppe) Hinzukommende grüßt den/die Anwesende(n) zuerst.

Auch wenn diese Regeln korrekt sind, zählt es zum guten Benehmen, sich nicht „hinter“ diesen Vorgaben zu verstecken und darauf zu beharren.
Zeitgemäß ist vielmehr: Wer den anderen als erster sieht, grüßt zuerst

Ich halte es für ein Zeichen von Wertschätzung, einen anderen Menschen zu grüßen, auch wenn dieser eventuell rangniederer als man selbst ist. Alles andere wäre arrogant und unhöflich.