Kommunikation

Menschen, Kommunikation und Kultur

Ach ja, der Wahlkampf ist (endlich) beendet.

Ich höre schon wieder „Das war doch gar kein richtiger Wahlkampf …“. Ein Duell geriet zum Duett, was einigen nicht gefiel.
Wenn wir vom eigentlichen Sinn eines Duells einmal absehen (“ … ein freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, der von den Kontrahenten vereinbart wird, um eine Ehrenstreitigkeit auszutragen.“ Quelle: Wikipedia), kann es doch nur positiv sein, wenn beiden Kontrahenten daran gelegen ist, dass der andere sein Gesicht nicht verliert. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert.

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© Maya Kruchankova | Dreamstime.com

A propos – mir fällt in letzter Zeit zunehmend auf, dass ein wertschätzender Umgang miteinander gerade im öffentlichen Leben nicht immer im Vordergrund des Handelns einiger Zeitgenossen steht.
Wenn ich mir abends eine der diversen Polit-Talkshows ansehe, komme ich manchmal aus dem Kopfschütteln nicht heraus.

Die Spitzen unserer Politik und Wirtschaft sind teilweise nicht in der Lage, ihre Emotionen so weit zu kontrollieren, dass es anderen Diskussionsteilnehmern gelingt, einen Satz bis zum Ende zu sprechen. Der Verzweiflung nahe scheinende Moderatorinnen gehen dann mehr und mehr dazu über, ihre Fragen gleich selber zu beantworten und die geladenen Gäste als schmückende Requisite zu betrachten. Auch eine Möglichkeit.

Das beste Rezept ist (meiner Meinung nach), Gesprächskultur vorzuleben.
Im Meeting in der Firma, am Abendbrottisch zu Hause oder beim Telefongespräch mit Freunden.
Den anderen einfach einmal ausreden lassen, sich selber ein Stück zurück nehmen.

Das ist nicht schwer und führt mit Sicherheit dazu, dass sich unser Gesprächspartner wertschätzend behandelt fühlt. Was meinen Sie dazu?

5 Kommentare
  1. B.S. sagte:

    Guten Tag Herr Schaumann,

    sehr gerne habe ich wieder Ihren Stilbrief gelesen. Sie haben wirklich Recht. Für viele war der Sommer nicht richtig, der Wahl“kampf“ hat nicht stattgefunden usw. Besonders zu dem Thema der Gesprächskultur haben Sie mir voll aus der Seele gesprochen. Ich ärgere mich wahnsinnig, wenn ich Polit-Talkshows sehe. Wer niemanden zu Ende ausreden läßt, solange dazwischen redet, bis der andere aufgibt oder auch als Dritter in ein Zweiergespräch einfällt, der liegt voll im Trend.
    Nicht nur Politiker, sondern auch Journalisten und Moderatoren verhalten sich so (Anne Will, Peter Hahne im Sommerinterview etc.). Als Zuhörer weiß man manchmal gar nicht, was gesagt worden ist, weil man in dem Durcheinander kein Wort versteht. Manchmal schalte ich einfach ab! – Das kann es doch nicht sein. Aber was könnte man dagegen tun? – Wenn man selbst Gesprächskultur im Geschäftsleben vorlebt, hat man „keinen Biss“ und wird nicht für voll genommen.

    Herzliche Grüße, B.S.

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  2. B.S. sagte:

    Ich habe noch etwas vergessen. Meiner Meinung nach gibt es doch jemanden, der eine gute Gesprächskultur hat, nämlich unsere Bundeskanzlerin.
    Sie ist immer höflich, hört zu, antwortet sachlich. Sie kommt ja auch im Ausland damit sehr gut an. Doch manche finden Sie deshalb langweilig. Dabei kann man sehen, dass man mit einer guten Gesprächskultur durchaus an der Spitze eines Landes stehen kann.
    Vielleicht können ja andere durch ein Positiv-Beispiel lernen.

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  3. Gaby Kellmann sagte:

    Oh ja, das nervt mich auch. In den Talkshows versteht man nur die Hälfte, weil es den „wichtigen“ Damen und Herren noch wichtiger ist, sich selber reden zu hören, als dass die Zuschauer etwas mitbekommen.
    Kleine Anregung für die Sender: Strahlen Sie die Talkshows wie Anne Will, Menschen bei Maischberger oder Berlin Mitte doch einfach ohne Ton aus und untertiteln Sie die Dialoge. Dann bekommen diejenigen auch etwas davon mit, die anscheinend keine große Rolle spielen – die Zuschauer.
    Liebe Grüße, Gaby

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  4. wuhduh sagte:

    Anne Will war gestern Abend wieder ein schönes Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll.
    Wenn die Gäste ihre langen Fragen, in denen sie ihre Wunschantwort vorgegeben hat, nicht in der halben Zeit, die ihre Frage benötigt hat, beantwortet haben, wurden sie immer wieder unterbrohcen.
    Da sie wahrscheinlich direkt vor der Sendung schnell noch im „Handbuch für Moderatoren“ geblättert hat, griff sie zum letzten „Stilmittel“, indem sie durch (billige) Provokation versuchte, wenigstens dann die gewünschte Antwort zu bekommen. Das funktioniert nur leider nicht, wenn ihr Profis gegenübersitzen, die sich davon nicht beeindrucken lassen.
    War es Verzweiflung, gepaart mit der Angst, endlich abgesetzt zu werden, was der Zuschauer zum Schluss der Sendung in ihren Augen sehen konnte?

    Ciao, wuhduh

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  5. u.m. sagte:

    Leider merke ich dieses „nicht ausreden lassen“ auch im privaten Bereich sehr stark.
    Solche Menschen wirken auf mich wie eine Dampfwalze, die die kleinste Hoffnung auf einen Sproessling der gegenseitigen Kommunikation niederwalzen- ohne Rücksicht auf Verluste potentieller Gesprächsharmonie.
    Da hält man lieber freiwillig die Klappe, alles andere wäre ein „Verbalduell“, nach dem Motte „wer hat den Längsten (Atem).“
    Was soll man auch dazu sagen, wenn alle pausenlos reden?

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